Coogans Bluff
Tatran
Brother Grimm

Coogans Bluff
Brother Grimm
Tatran
10.11.2016
20:00 Uhr
Einlass: 19:00 Uhr
Eintritt: VVK: 11,- zzgl. Geb
Tickets: Konticket

Das dritte Album seit Poncho Geburt. Eine Band, die sich vor 4 Jahren mit
„Poncho Express“ an einem Punkt neu erfunden hatte, wo andere
stagnieren oder sich endlos wiederholen. Stattdessen legte das Quintett
zwei überzeugende Alben hin. Die Vorgeschichte ist ausreichend bekannt.
Der Sänger stieg 2012 nach zwei Alben aus, Bassist Clemens Marasus
übernahm den Gesang, Bläser geben nun den instrumental geprägten Parts
Melodien, Groove und bringen u.a. den ROLLING STONE zum Schwärmen,
dass die Band „zwischen 60s/70s-Hardrock, Hippie-Funk und einer Art Blues-
Dekonstruktion im Sinne von Captain Beefheart“ changiert. „Poncho
Express“ war ein gewagter Neuanfang, im Nachhinein ein Meilenstein und Einschnitt. Zwei Jahre später war „Gettin` Dizzy“
die Weiterentwicklung dieser Idee. So flexibel die Bandmitglieder Wohnorte zwischen Rostock, Berlin und Leipzig
wechselten, ging man auch mit musikalischen Zielen um. Auf beeindruckende Weise hat man sich einen eigenen Platz in
einer zum Platzen gefüllten Schublade erkämpft, die gern den Stempel „Retro“ trägt. Favoriten kommen aus den goldenen
70ern, man wühlt in Kisten mit Krautrock, Progressive, Fusion, aber auch Space-, Psychedelic-, Stoner- oder Bluesrock. Die
Koordinaten sind bekannt, doch kann man lange blättern, um aktuelle Bands zu finden, die vergleichbar klingen.

TATRAN: die wohl grossartigste Postrockjazzband kommt aus Tel Aviv. Das Trio spielt auf Jazzfestivals, aber auch bei Rockevents und hinterlässt überall staunende Menschen. Wir sind gespannt.

BROTHER GRIMM
Albträume in Fuck-Moll. Verwischter Geisterhausblues und grimmige Oden an Verblichene. Das ist jetzt wieder so einer. Einer, der aussieht, als käme er aus dem Kohlebergwerk. Dabei stammt er von dort, wo sie es sich leisten können, zum Spaß so auszuschauen, aus Berlin. Er heißt Dennis Grimm und arbeitet als Brother Grimm. Da denkt man natürlich an die Brüder selben Namens und ihre prächtigen Albtraumlieferanten für kleine und große Kinder. Und das ist kein Zufall. Denn auch dieser Bruder Grimm widmet sich Albträumen, doch sind die seinen akustischer Natur. Nach einer halben Karriere mit der Band Sandy Bird ist er jetzt als Brother Grimm unterwegs. Kommenden Mittwoch spielt der Mann im Wiener Fluc als Gast des einschlägig auffälligen Delta Punk, dessen Mission es ist, verwegene, derangierte Rock’n’Roller ins Licht zu zerren, wo diese ihren Gaul zu Schanden reiten. Im Vergleich zu anderen Gästen des Herrn Punk ist Brother Grimm ein Schöngeist, denn seine Geisterblues-Gstanzlen mäandern durchaus ins Balladenfach rüber, Damenbekanntschaft ist beim Konzert deshalb nicht im Vorhinein auszuschließen. Immerhin titelt sogar das Eröffnungslied seines aktuellen Albums Woman, wobei es sich angesichts des verwittert düsteren Sounds wohl um eine Ode an eine Verblichene handeln dürfte, Ruhe sanft. Seinen Geisterhausblues spielt Grimm mit grimmigen Rhythmen, anämischen Gitarren und einem Gesang, dem man straffrei einen Nachtwächterjob in einer Tuberkuloseheilanstalt andichten darf. Es klingt also ziemlich interessant, wenn er I Am Afraid of Germany singt, Brothers and Sisters beschwört oder die Kompostierungsaufforderung Take Your Idols & Turn Em Into Flowers durch das Mikro stöhnt. Es ist eine einfache Kunst, aber sie ist überzeugend. Sie funktioniert seit der Bible Belt an die Stromversorgung angeschlossen wurde und ein Bloßfüßiger zum ersten Mal beim Schwarzbrennen einen Stromschlag erleiden musste. Bruzel, Knister, Bumm. So viel Klischee muss sein, und so viel Klischee soll auch sein.

(Karl Fluch)

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